Kölner Schauspieltruppe am GaO zu Gast

Das Theaterstück ,,Zwischenfall in Vichy“ von Arthur Miller wurde am 24.1.2022 für die Jahrgangsstufe Q2 des Gymnasiums am Oelberg von einer Kölner Schauspieltruppe aufgeführt. Anlass der Aufführung war der in dieser Woche stattfindende Holocaust-Gedenktag am 27. Januar. Dabei thematisiert Miller in seinem Stück das Schicksal acht verschiedener Personen, die von den Deutschen in Vichy festgenommen wurden.

Das Theaterstück beginnt damit, dass verschiedene Personen in den Warteraum einer Polizeiwache gebracht worden sind, wie zum Beispiel eine jüdische Künstlerin, der zuvor auf der Straße die Nase gemessen worden war. Oder eine, wie sich später herausstellt, Kommunistin. Die erste Person, die von dem deutschen Major in ein Verhörgespräch verwickelt wird - von dem der Zuschauer wenig mitbekommt - ist ein Geschäftsmann. In der Zwischenzeit tauschen sich die Charaktere im Warteraum aus, sie erzählen von ihren Wünschen, Lebensgeschichten und Hoffnungen, und äußern dabei sehr unterschiedliche ideologische Ansichten. Der Geschäftsmann kommt aus seinem Gespräch mit einer gelben Karte heraus und darf mit dieser wieder in seinen Alltag zurückkehren. Die Kommunistin wird aufgerufen. Sie tritt sehr unsicher auf und weiß bereits, dass es nicht nur um eine Ausweiskontrolle geht: Das Letzte, was der Zuschauer von ihr mitbekommt ist ein Schrei aus dem Verhör. Der frühere Offizier (und Doktor) in der französischen Armee, nun ein verfolgter Jude, schlägt einen Fluchtplan vor. Der Prinz, ein Adliger, welcher der einzige Verhaftete zu sein scheint, der ohne ,,Grund“ festgehalten wird, will sich aus allem rauszuhalten und versucht Gespräche über Kunst und Musik zu initiieren. In der Zwischenzeit verschwinden immer mehr Charaktere in den Verhörgesprächen, von denen keiner mehr wieder kommt. Der Fluchtplan des Doktors scheitert schließlich, er fordert den deutschen Major auf sich für die übrig Gebliebenen zu opfern. Der zunehmend alkoholisierte Major befürwortet nicht, was das NS-Regime tut, sieht aber nicht ein, wieso er sich opfern solle. Der Prinz offenbart, dass er versucht sich aus allem rauszuhalten, was vom Doktor kritisiert wird, denn ,,jeder habe seinen Juden“ und man müsse aktiv etwas tun um dem Grauen Einhalt zu gebieten. Schließlich überlässt der Prinz seinen Passierschein dem Doktor um diesen zu retten. Das weitere Schicksal des Prinzen bleibt offen.

In der sich anschließenden Diskussion wurde von den Schüler:innen ein Vielzahl von Fragen gestellt, die sich auf die einzelnen Rollen und ihre szenische Darbietung bezogen. Unter anderem wurde die Frage aufgeworfen, wieso die Charaktere sich auf dem Boden rollten, bevor sie in das Verhör gingen. Shulamit Jakobi, die Regisseurin des Stückes, betonte dabei, dass die Interpretation letztlich jedem Zuschauer selbst überlassen bleibe, bot dann jedoch als Erklärung an, dass diese Geste die industrialisierte Ermordung der Juden darstellen könne, die quasi ,,wie am Fließband“ ermordet worden seien.
Es bleibt festzuhalten, dass das Stück verdeutlichen sollte, dass jeder verhaftete und ermordete Mensch nicht nur ,,Jude“ oder Kommunist war, sondern eine Person mit einer komplexen Biografie und den unterschiedlichsten Hoffnungen und Wünschen. Dies ist der Schauspielgruppe von rimon-production sehr gut gelungen.

Milena Laukötter, Q2

Foto: Yinon Shemaryahu