Neuntklässler auf den Spuren der ermordeten Kinder vom Jawne-Gymnasium in Köln

Kaum bekannt, selbst für Ur-Kölner, ist der Erich-Klibansky-Platz. Doch hier befindet sich der Gedenk- und Erinnerungsort Jawne, wo einst das Jawne-Gymnasium gestanden hatte. Heute erinnert nur noch der Löwenbrunnen an die Schule, und um sich zu erinnern, haben sich genau hierhin am 2. September 25 Schülerinnen und Schüler des GaO auf den Weg gemacht. Begleitet wurden sie von Frau Kollbach und Herrn Hausmann.

Dank einer ausgezeichneten Führung durch Herrn Lemaire wissen wir nun, dass es hier eine Schule gab und wer sie besuchte: Jüdische Schülerinnen und Schüler. 1919 als einziges jüdisches Gymnasium in Köln gegründet und zunächst Zeichen eines neu erwachenden jüdischen Selbstbewusstseins, wurde die Schule ab 1933 zunehmend zum Zufluchtsort für die entrechteten Mitglieder der jüdischen Gemeinde. Dabei gelang es Erich Klibansky, dem Direktor der Schule, im Jahre 1939 etwa 130 Schülerinnen und Schüler zu retten, indem er sie für ein Schülerprogramm in England anmeldete. Für sie bedeutete dies als zum Teil Dreizehnjährige Abschied von ihren Eltern zu nehmen – auf immer. Doch nicht allen Schülern gelang die Flucht: Hunderte von Jawne-Schüler wurden deportiert und von den Nationalsozialisten ermordet. Insgesamt 1.100 Namen von deportierten jüdischen Kindern und Jugendlichen aus Köln finden sich nun zur Erinnerung auf den Bronzetafeln des Löwenbrunnens, der – Jahrzehnte nach diesem dunklen Kapitel der deutschen Geschichte – von einem Überlebenden Jawne-Schüler gestaltet wurde.

All dies haben die Schülerinnen und Schüler des GaOs erfahren und dabei auch näher auf die Schicksale einzelner Überlebender geguckt. Sehr betroffen machten auch die Einträge im Gästebuch: Häufiger fanden sich darin auch solche von den „Kindeskindern“, den Kindern oder Enkelkindern der Überlebenden, der Geretteten, die auf alten Fotos ihre Eltern oder Großeltern wiedererkannten und dies – meist in englischer oder hebräischer Sprache – im Gästebuch festhielten, nur wenige Tage bevor wir selbst diesen Ort aufsuchten. Die Vergangenheit streckt so ihre Hand bis in die Gegenwart und rückt für uns das Geschehene näher – und macht es noch schwerer zu begreifen. Mit diesen Erfahrungen werden wir uns im Oktober auf den Weg nach Polen machen, wo die Gruppe auch das Arbeits- und Vernichtungslager Auschwitz besuchen wird.

Unsere Gruppe vor dem Löwenbrunnen. Darin eingemeißelt die Namen der über 1.100 ermordeten jüdischen Kinder.

Der Löwe als Symbol für den Stamm Juda

Teilnehmer des Workshops am historischen Schulpult

Straßenschild vor der Gedenkstätte

Stolpersteine vor der Gedenkstätte