„Jud Süß“: Nazi-Propaganda unter der Lupe

Dank einer Kooperation zwischen der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung (Wiesbaden), der Institution für Kino und Filmkultur (IKF) und dem Cineplex in Siegburg war es den etwa 80 Schüler:innen der Q2 des Gymnasiums am Oelberg möglich, den Nazi-Propaganda-Film „Jud Süß“ am 9. November 2021, dem Jahrestag der NS-Reichspogromnacht, anzuschauen. Mit Hilfe des Seminarleiters Arndt Klingelhöfer (IKF) wurde dieser sogenannte „Vorbehaltsfilm“ historisch eingeordnet und eingehend analysiert. Initiiert und organisiert wurde die Veranstaltung von Herrn Boecker (Fachschaft Geschichte).

Der Kinofilm „Jud Süß“ aus dem Jahr 1940 war seinerzeit ein enorm erfolgreicher Unterhaltungsfilm, welcher genutzt wurde, um im Sinne der NS-Ideologie die Bevölkerung zu indoktrinieren und rassistische und antisemitische Vorurteile zu transportieren mit dem Ziel, das deutsche Volk gegen Juden aufzuhetzen. So sollte der bereits begonnene Massenmord an ihnen propagandistisch begleitet werden. Mit etwa 19 Millionen Zuschauer:innen erreichte der Film viele Deutsche und beeinflusste dementsprechend eine große Menge an Menschen.

„Jud Süß“ spielt im 18. Jahrhundert am Hof des württembergischen Herzogs. Die Mischung aus tragischer Liebesgeschichte, boshafter Judenhetze und dramatisch inszenierten Massenszenen sollte die bereits vorhandenen Vorurteile gegenüber Juden vertiefen und letztlich das Töten von Juden legitimieren. Die Vorgänge um „Jud Süß“ Oppenheimer haben ein geschichtliches Vorbild, dieses wird im Film im Sinne der rassistischen NS-Ideologie aber stark verfälscht.

Mithilfe des Seminarleiters wurden nach der Vorführung einige zentrale Szenen analysiert und über deren Wirkung diskutiert. So ging es beispielsweise um die emotionale Wirkung des Filmes auf die Zuschauer:innen, aber auch um das Bild, das von Juden vermittelt wird und inwiefern es damals die Menschen beeinflusst hat. Auch wurde im Anschluss über aktuelle antisemitische Vorurteile und Verschwörungstheorien debattiert. Der Vorbehaltsfilm „Jud Süß“ darf heute nicht mehr öffentlich gezeigt werden, außer – wie hier – in Form eines kritischen Seminars. Das Filmseminar verdeutlichte, wie gefährlich Propaganda-Filme sind und welche Wirkung sie erzeugen können.

Jasper Dülge, Johannes Gläßer (LK Geschichte Q2)